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ITV 2024 Teil 3: Der Kniefall zu Gedern

28.06.2024, 11:29, von Mark Woskowski
Das C14 in Aktion.
Das C14 in Aktion.
Patrick an der Saturn-Montierung für den Polarex-Refraktor
Patrick an der Saturn-Montierung für den Polarex-Refraktor
David vor einem Dobson mit einem Meter (!) Öffnung.
David vor einem Dobson mit einem Meter (!) Öffnung.


Im ersten Teil habe ich bereits erwähnt, dass in der Gepäckplanung noch ein weiteres Teleskop in Erwägung gezogen wurde. Im Nachhinein hat sich gerade für den Taghimmel die Auswahl als sehr gut herausgestellt. Ein wahrer Underdog war unser Polarex-Refraktor, von dem die anderen Hobbyastronomen auf dem Teleskoptreffen manchmal mehr wussten als wir.

Vor etwas über einem Jahr haben wir die Sonnenbeobachtung alle zwei Wochen eingestellt. Es kamen einfach tagsüber an einem Samstag keine Besucher in die Sternwarte. Aber stattdessen haben wir uns dafür entschieden die Sonnenbeobachtung auf die Straße zu bringen und dafür unseren Polarex-Refraktor ausgetestet. Dieser ist extra dafür umgebaut gewesen ihn für die Sonnenbeobachtung einzusetzen, aber von uns relativ jungen Mitgliedern nie eingesetzt gewesen. Als wir damals zum ersten Mal damit die Sonne im Wasserstofflicht beobachteten, ist zumindest mir sehr stark aufgefallen, dass das Bild extrem gut war und sogar deutlich besser als im Schaer-Refraktor der Sternwarte (woran das liegt da streiten sich die Geister).

Bevor wir uns geeinigt haben was wir genau mitnehmen wollten, sind einige unserer Truppe eher skeptisch gewesen den Polarex mitzubringen. Zugegeben ist das ein großes Volumen, was man da transportiert: Die 1,7m lange Holzkiste, in der der Refraktor untergebracht ist, dann noch eine Montierung in einer alten Bundeswehrkiste (da wurden mal Ersatzteile für Panzerhaubitzen mit transportiert) und ein Stativ mit langen Krallen. Hinzu kommt der H-alpha-Koffer, in dem Filter für die Sonnenbeobachtung transportiert wurde. Alles relativ schwer (vor allem die Montierung), zerbrechlich (Filter) oder nimmt viel Platz weg (Stativ, Montierung, Refraktor). Es ist also berechtig t die Frage zu stellen, ob es sich lohnt das alles mit zu nehmen.

Aber das Sonnenbild in unserem Polarex auf einer kippeligen Montierung war überzeugend. Es hat sich nämlich auf dem Platz rumgesprochen und nach etwa zwei Tagen auf dem Teleskoptreffen kamen bei Sonne zahlreiche andere Beobachter an, weil sie gehört hatten "bei uns wäre die Sonne gut zu sehen". Das Stativ war leider etwas niedrig eingestellt, weshalb manche sich sehr hinknien mussten, um die Sonne zu betrachten. Doch auch das soll sich gelohnt haben. Ein Herr meinte nach dem Hinkien der Kniefall habe sich gelohnt. Eine sehr bezeichnende Aussage für ein hervorragendes Sonnenteleskop, welches unpraktisch von uns aufgestellt wurde.

Unter den anderen Beobachtern an unserem Polarex, war auch ein Amateurastronom, der anderen Sternwarten Teleskope baut. Eigenen Aussagen zufolge hat er das neue Teleskop für die Sternwarte in Köln oder auch - und das hat uns überrascht - für die Sternwarte in Gudensberg. Mit Gudensberg kooperieren wir seit diesem Jahr und diese ist nicht unweit südlich von unserer Heimatstadt Kassel entfernt. Auch wenn man sich in der Astronomie mit sehr weiten Räumen und großen Dimensionen beschäftigt, merkt man doch jedes Mal, wie klein die Welt ist und wie viel sich doch auch einem sehr kleinen Fleckchen abspielt. Außerdem scheint die Vernetzung in Deutschland sehr hoch zu sein.

Wir haben auf dem Teleskoptreffen während der Sonnenbeobachtung auch Aufnahmen der Sonnenfleckengruppe gemacht, die die Polarlichter, von denen ich vor zwei Wochen berichtet habe, wohl erzeugt haben. Dafür kam das C14 auf Davids privater EQ8 Montierung zum Einsatz. Ein unfassbarer Anblick, der auch die Plasmaströme in der Gruppe ermöglichte zu sehen. Eine Aufnahme ist hier dem Bericht beigefügt.

Diese Dreiteilige Postserie soll nun ein Ende nehmen und ich will das Geschehen einmal in abschließende Worte fassen.

Zuletzt waren wir 2019 vor Ort und fest entschlossen wieder zu kommen, dass das erst 2024 wieder sein wird, hat wohl keiner erwartet. Im vergleich zu vor fünf Jahren ist mit den Polarlichtern ein unfassbares Spektakel passiert, das wir wohl nie vergessen werden. Gleichzeitig haben wir viele neue Leute getroffen, mit denen wir die Polarlichter erlebt haben, Geschichten ausgetauscht und diese teilweise festgehalten haben. Der ITV 2024 wird uns allen sicher als ein großes Highlight aus dem Jahr 2024 in Erinnerung bleiben.

Dabei steht die nächste große Fahrt bereits vor der Tür: Die Alpenfahrt 2024! Der AAK fährt gemeinsam mit dem SFN auf die Neue Bielefelder Hütte und bringt Teleskope mit. Auf 2200m Höhe gibt es tagsüber Workshops, die Möglichkeit die Natur zu erkunden und Nachts den Nachthimmel mit Milchstraße durch den klaren Alpenhimmel zu betrachten. Es ist erwartbar, dass die Alpenfahrt mindestens genauso vielfältig und toll wird.

Alle Infos dazu unter: www.astronomie-kassel.de/alpenfahrt2024.php



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